Es gibt oft berührende Begegnungen im Wald. Gerade früh am Morgen oder gegen Abend, wenn die letzten Sonnenstrahlen den Wald durchfluten.
So auch an diesem späten Nachmittag. Plötzlich stand eine Ricke (weibliches Reh) mit ihrem Kitz (Jungtier vom Reh im 1. Lebensjahr) nahe des Waldweges. Die Ricke blieb völlig entspannt, das Kitz flüchtete auf den gegenüberliegenden Hang. Dort blieb es kurze Zeit stehen und schaute direkt zu mir.
Die Ricke schaute ebenfalls eine ganze Weile zu mir, wohl wissend, dass ihr nichts passiert.
Diese Augenblicke sind immer ganz besonders. Einem Wildtier fast direkt gegenüber stehen und sich gegenseitig anschauen zu können, wen das nicht berührt, dann weiß ich auch nicht?!
Das Rehwild lässt sich recht gut beobachten. Insgesamt gilt (nicht nur im Wald) ruhig und so unauffällig wie möglich in der Natur zu sein. Hat man ein Tier entdeckt, heißt es anpirschen, Fotos machen und den Moment genießen. Das klappt mal besser und mal weniger gut.
Hier spielt der Wind eine wichtige Rolle. „Wind bekommen“ (Riechen der Wildtiere) ist nicht nur eine Redewendung, sondern bei Wildtieren ganz entscheidend. Unser heimisches Wild sieht hervorragend, wenn auch das Schalenwild (Paarhufer: Das Fußskelett dieser Wildtierarten ist mit Horn überzogen, dies wird in der Jägersprache „Schalen“ genannt) oft nur auf kurzer Distanz, dafür ist das Gehör sehr gut ausgeprägt. Was jedoch alle heimischen Säugetierarten auszeichnet, ist eine ausgesprochen feine Nase. Menschlicher Geruch kann über mehrere Hundert Meter weit wahrgenommen werden.
Es tauchen hier ein paar Begriffe auf, die aus der Jägersprache kommen. Dies ist kein Zufall, denn diese „Fachsprache“ dient auch einer präzisen Beschreibung von Naturbeobachtungen. Als Natur- und Tierfotograf ist es natürlich wichtig, sich über Tiere, deren Gewohnheiten und Beobachtungsmöglichkeiten gut zu informieren. Kontakte zu Jagdpächtern sind hier hilfreich.
Nein, ich bin nicht auf der Jagd, das wäre auch nichts für mich. Ich bin lieber „nur“ mit meiner Kamera unterwegs.