Endlich eine Audienz beim Wachtelkönig

Als Naturfotograf ist es normal oft lange auf sein Ziel hinarbeiten zu müssen und unzählige Stunden mit Suchen, Beobachten, Warten und Nacharbeiten zu verbringen. Manchmal wird dies ganz besonders belohnt. Dieses Glück hatte ich am 08. und 09. Juni 2024 mit dem Wachtelkönig. Aber der Reihe nach…

Seit ein paar Jahren stehe ich im engen Kontakt zu Maarten Fijnaut, der Jagdpächter in einigen Ortsteilen unserer Gemeinde ist. Ich bin sehr oft in seinem Revier unterwegs und so ist es naheliegend, dass wir gegenseitig Fotos über Beobachtungen austauschen.  Natürlich kann man die Jagd in einigen Punkten auch kritisch sehen, dennoch ist klar, dass ohne ein aktives Prädatorenmanagement viele Arten kaum eine Überlebenschance hätten. Es ist deutlich erkennbar, dass sich Fasan, Hase, Rebhuhn und weitere Vogelarten öfter beobachten lassen, seitdem die Bestände von Waschbär und Fuchs, entsprechend der gesetzlichen Vorgaben, reguliert werden. Nicht zu vergessen, die Landwirte leisten hier ebenfalls einen großen Beitrag indem z.B. Flächen stehen bleiben, Hecken nicht komplett entfernt werden und noch viele weitere Punkte in der Bewirtschaftung der Flächen. Es muss also einiges zusammenpassen, damit sich Tiere in einem Gebiet dauerhaft niederlassen.

So war es vor 1-2 Jahren schon einmal möglich, den Wachtelkönig in unserer Gemeinde zu hören. Hier waren es wohl 1-2 Wachtelkönige, die aber nur kurze Zeit verweilten. Ein gemeinsamer Versuch mit Maarten Fijnaut, den Wachtelkönig ablichten zu können, scheiterte damals am späten Abend. Ich war danach noch öfters in den frühen Morgenstunden vor Ort, sein Ruf war zu hören, aber es klappte nie mit einem Foto.

Ende Mai bekam ich von Maarten Fijnaut erneut die Info, dass der Wachtelkönig wieder zu hören ist. Natürlich herrschte gleich große Freude und es ging mit den Vorbereitungen los. Am 08. Juni startete ich dann morgens um 04.00 Uhr.

An den besagten Feldern angekommen, waren gleich mindestens 3 Rufer aus unterschiedlichen Richtungen zu hören, ein perfekter Start. Ich habe dann erst einmal in Ruhe die Gegend erkundet und versucht zu hören, wo sich die Wachtelkönige in den hohen Wiesen versteckt halten. Später habe ich mich am Wegesrand eingerichtet und gewartet. Um 04.54 Uhr war er dann knapp für 1 Minute im Frühnebel zu sehen. Der 1. Gedanke als er wieder verschwunden war, hat es endlich mit einem Foto geklappt?

Ein toller und unvergesslicher Moment. An diesem Tag verharrte ich insgesamt 5 Stunden vor Ort und konnte so nach und nach besser einschätzen, wo sich die Wachtelkönige aufhalten. Es war sehr schön zu hören, dass die Wachtelkönige bis morgens 08.30 Uhr aktiv am Rufen waren. Überglücklich, den Wachtelkönig überhaupt gesehen zu haben, wurden zu Hause die Fotos bearbeitet. Immerhin kam dabei ein Foto heraus, was schon einmal als Bildnachweis ausreichen sollte.

Dennoch ging es dann am nächsten Morgen 09. Juni gleich wieder gegen 04.30 Uhr los. Nun ging es mit besseren Ortskenntnissen hoch motiviert ans Werk.  An den Feldern angekommen, oh Schreck, es war viel ruhiger und die Wachtelkönige waren nur hin und wider zu zu hören. Nach knapp 1.5 Stunden des Wartens und kurz vor dem Abbruch war ich nun doch plötzlich ganz nah dran. Das Wetter spielte jetzt ebenfalls mit, klarer Himmel, die Sonne ging gerade auf, perfekte Verhältnisse.

Am Wegesrand habe ich den Rufer verfolgen können. An einem Baum fand ich guten Schutz und brachte mich dort in Stellung. Die Rufe waren noch immer sehr nah und ich konnte ihn schon kurz in einem Entwässerungsgraben sehen.  Um 05.47 Uhr war es soweit, der Wachtelkönig kam aus dem Graben und war für knapp 1 Minute auf der Wiesenfläche zu sehen. Es war alles vorbereitet und ich musste eigentlich nur noch den Auslöser drücken. Für einen Naturfotografen ist der Wachtelkönig ein absolutes Highlight und es ist gar nicht so einfach ruhig zu bleiben. Wahnsinn, ich konnte trotz der Aufregung einige tolle Fotos machen, diese Gelegenheit wird es so sicher nicht wieder geben.

Hier eine kleine Auswahl:

  • Insgesamt 8 Stunden beobachtet und gewartet, 2 mal kurz für jeweils 1 Minute gesehen.

Wachtelkönig Wachtelkönig Wachtelkönig

 

 

 

 

 

 

Unglaublich, es war geschafft und sofort wurde ein Erfolgsfoto geteilt. Die Fotos haben unmittelbar für Interesse gesorgt.

Am Abend des 09. Juni habe ich mich um 21.00 Uhr mit dem Landeschef der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON), Dr. Tobias Erik Reiners vor Ort getroffen. Wir sind die Felder gemeinsam abgegangen und konnten mindestens 5 Rufer lokalisieren, das war für uns beide kaum zu glauben. Das weitere Vorgehen wurde mit Stefan Stübing (HGON) telefonisch abgestimmt um noch einmal entsprechende Schutzmaßnahmen, die bereits Rudi Ziegler (HGON) in die Wege geleitet hatte, zu konkretisieren und auf die Besonderheit von 5 Rufern vor Ort, hinzuweisen.

Meine Fotos brachten noch einmal etwas „Schwung“ in die Sache, um die Flächen entsprechend schützen zu können. Am 11. Juni fand der Pressetermin der Gemeinde statt. Es wurden einige Artikel veröffentlicht und hoffentlich tragen diese zum Schutz des Wachtelkönigs bei. Alle Beteiligten vor Ort sind am Schutz des Wachtelkönigs interessiert und versuchen alles, damit es mit einer erfolgreichen Brut klappen kann. Nun sind die Behörden am Zug, wir werden sehen wie es dann am Ende ausgehen wird.

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Wichtige Information: Bei meinen Aufnahmen versuche ich so unauffällig wie möglich zu sein, damit die Tiere nicht gestört werden. Gerade beim Wachtelkönig macht es keinen Sinn durch die hohen Wiesen zu ziehen, um ihn zu suchen. Hier besteht die Gefahr, dass evtl. Gelege und die Brut zerstört werden. Der Schutz der Tiere hat absoluten Vorrang! Ohne Foto wäre es auch schon ein tolles Erlebnis gewesen, so ist es am Ende absolut perfekt gelaufen.